Der Weg

Der Weg

Eine Gruppe von 200 und mehr Personen von Perchtoldsdorf nach Mariazell zu bringen, erfordert nicht nur Ortskenntnis und perfekte Vorbereitung, sie ist eine logistische Meisterleistung und erfordert eine Route, die die Wallfahrer in einer gewissen Zeit auch bewältigen können. Im Laufe der Jahre wurde die Route deshalb immer wieder angepasst. Seit 1976 folgen die Wallfahrer aus Perchtoldsdorf dem selben Weg, der sogenannten Vojtek-Route. Einzige Abweichung sind die Wahlmöglichkeiten von der Kalten Kuchl über den Ochsattel zu gehen oder die Route über Seebach nach St. Aegyd (Wurstweg) und die Route über den Sabel, die nur bei guter Witterung gegangen werden kann.

 

Die Vojtek-Route der Wallfahrt (seit 1976)

 

1. Tag: Perchtoldsdorf – Heiligenkreuz – Mayerling – Raisenmarkt – Furth 

2. Tag: Furth – Karnerwirt – Unterberg – Furtnerhof bei Rohr im Gebirge

3. Tag: Furtnerhof – Rohr im Gebirge – Kalte Kuchl – St. Aegyd – Gscheid bzw.
Wegscheider Alm – Ulreichsberg – Quartiere in Annaberg, Sägemühle und Schmelz

4. Tag: Schmelz – Sabel – Fadental – Hubertussee – Walster – Kreuzberg – Mariazell -Rückfahrt

Die Route der ersten Wallfahrt

Die erste Wallfahrt 1967 dauerte vier Tage und war in folgende Etappen eingeteilt:

1. Tag: Teufelsteinhütte – Steinwandklamm
2. Tag: Steinwandklamm – St. Aegyd/Neuwald
3. Tag: St. Aegyd/Neuwald – Mariazell
4. Tag: Gottesdienst, Besichtigung, Rückfahrt

 

 

Seit der ersten Wallfahrt hat sich einiges verändert, in dem Sinne, als die Verantwortlichen bemüht waren Verbesserungen vorzunehmen. So wurden die Wegstrecken einige Male abgeändert, bis man die günstigsten gefunden hatte. Auf diese Art und Weise hat sich die „Neue Via Sacra“ herausgebildet. Zum Unterschied der alten Via Sacra über Lilienfeld-Annaberg, wo man meistens auf der Straße gehen muss und daher auch dem Straßenverkehr ausgesetzt ist, wich man auf dem Weg quer durch den Wienerwald in das Voralpenland aus. Dieser Weg führt durch Wiesen und Wälder und wurde auch vom Tourismusverband Traisen-Gölsental aufgegriffen. Mit dem Titel: „Die Via Sacra. Perchtoldsdorf-Mariazell. Mariazellerweg 06“ wurde 1994 eine Broschüre herausgegeben, die genau die einzelnen Strecken, Wege und Ortschaften beschreibt.

 

Hier sollen zwei der Entdecker dieses Weges zu Wort kommen. Der erste ist Hans Vojtek, Initiator und Organisator der ersten 50. Perchtoldsdorfer Wallfahrten: „Ein gewaltiger Unterschied liegt zwischen dem Einst und dem Heute. Suchte ich am Anfang den Weg über die Berge, so mußte ich bald erkennen, dass eine Wallfahrt kein alpinistisches Unternehmen für zwei bis drei Personen ist, sondern dass ein Weg gefunden werden muss, den alle, Jung und Alt bewältigen können. In den ersten beiden Jahren unterstützte mich mein Cousin Dr. Walter Eichberger sehr. Mit ihm gemeinsam war ich eines Winterabends bei unserer Großmutter gesessen, als sie von ihren oftmaligen Fußwallfahrten nach Mariazell erzählte. Zu ihrer Zeit führte die Route, wie sie uns schilderte, hauptsächlich über Straßen: Heiligenkreuz, Hafnerberg, Annaberg, Josefsberg, Mariazell. Wir zwei jungen Menschen glaubten es besser zu wissen. Wir legten Wanderkarten nebeneinander und zogen eine Gerade von Perchtoldsdorf nach Mariazell und meinten, es uns einfacher machen zu können. Keine großen Umwege, lautete unsere Devise. Wir probierten es und suchten den Weg über die Berge. Aber schon auf der Reisalpe stellten wir fest, dass es so nicht geht, dass die ‚Diretissima‘ viel zu anstrengend und vor allem zeitraubend ist. Und so suchten und fanden wir zu ‚unserem‘ Weg, noch nicht markiert, zu jener Route, die alle bewältigen können und die später als ‚06 Mariazeller – Weitwanderweg‘ bekannt werden sollte. Dieser Weg wurde als der beste befunden und wir begehen ihn seit dem Jahr 1970.“

 

 

Wiener Wallfahrerweg

Ministerialrat Dr. Robert Wurst Sonderbeauftragter des ÖAV für das Weitwanderwegewesen, schildert im folgenden genau die Route nach Mariazell. „Unter den Mariazellerwegen 06 nimmt der Wiener Wallfahrerweg (Wiener Mariazellerweg) einen besonderen Platz ein. Nicht nur, weil er der unsere und der kürzeste, sondern weil er der meistfrequentierte ist.

Er beginnt auf dem Perchtoldsdorfer Kirchenberg und verläuft durch

1) den südlichen Wienerwald

2) die Gutensteiner Alpen

3) die Türnitzer Alpen

wobei ihm nach der alpinen Numerierungsordnung die Wegnummern 406 (Wienerwald), 206 (Gutensteiner Alpen, 606 (Türnitzer Alpen) zugeteilt sind.

1) Bis zum Peilstein führt der Wiener Mariazellerweg 06 gemeinsam mit dem nordalpinen OstWest-Weitwanderweg und dem Niederösterreichischen Landesrundwanderweg, nämlich über die Kugelwiese und den Kreuzsattel nach Wildegg und Sittendorf: dann durch Heiligenkreuz und Mayerling nach Raisenmarkt. In Raisenmarkt trennen sich jetzt die Wege der einzelnen Wallfahrergruppen. Die einen bevorzugen, obwohl straßenreicher, wegen der Kürze die Trasse über Schwarzensee, Neuhaus und Weißenbach an der Triesting nach Furth, die anderen räumen hingegen der Route über die traditionellen Wallfahrtsone Hafnerberg und Kleinmariazell nach Kaumberg an der Triesting den Vorrang ein.

2) Zum wieder gemeinsamen, beliebten und aussichtsreichen fast 1400 m hohen Unterberg in den Gutensteiner Alpen mit seiner eindrucksvollen Marienkapelle gelangen die einen von Furth durch die romantische Steinwandklamm und die Miraluke, die anderen dagegen vom Kaumberg über die Araburg bzw. von Altenmarkt über das 1000 m hohe Hocheck und in jeden Fall über das Kieneck. Vom Unterberg ist es nun nicht mehr weit nach Rohr im Gebirge. Von hier geht es über die Kalte Kuchl, den Ochsattelbereich in Richtung St. Aegyd am Neuwald entgegen, wobei den Wallfahrern wieder eine Wahlmöglichkeit offensteht: Entweder ca. 13 km auf der Ochsattel- und Traisental- Bundesstraße, oder aber, zwar ein wenig länger, aber landschaftlich überaus abwechslungsreicher, auf dem markierten 06-Weg via Werasöd, Tiefental, Finstergrundgraben, Gut Hochreit und Seebach, ebenfalls nach St. Aegyd am Neuwald.

3) Mit St. Aegyd haben wir beinahe schon das Ötscher- und Mariazellerland erreicht und begeben uns von dort durch das Tal der Unrecht Traisen auf das Kernhofer Gscheid und von hier in die uns bereits in die Steiermark geleitende so romantische Walster mit dem idyllischen Hubertssee und der zu einer Andacht einladenden Bruder Klaus-Kapelle. Manche Wallfahrer ziehen vom Gscheid einen Abstecher nach Schmelz bei Annaberg vor, um dann über den Sabl mit seinem imponierenden Ötscherblick und das Fadental gleichfalls in die Walster zu kommen. In der Walster vereinigt sich mit unserem Mariazellerweg auch der Niederösterreichische Mariazellerweg. Von der Walster können wir entweder durch das untere Walster- und Halltal an der Salza sowie über den Kreuzberg oder aber über den Habertheuersattel und die Bürgeralpe an unser Ziel Mariazell gelangen.“