Nachruf Hans Vojtek

Nachruf Hans Vojtek

Hans Vojtek *19.2.1939 – † 19.11.2020

Die traurige Nachricht, dass Hans am 19.11.2020, im 82. Lebensjahr gestorben ist, ging wie ein Lauffeuer durch Perchtoldsdorf. Ob in der Pfarre, bei der Gemeinde, dem Alpenverein oder der Fußwallfahrt – viele kannten und schätzen Hans seit vielen Jahren. Auch zu den Freunden aus Donauwörth pflegte er eine besonders intensive Freundschaft und trug viel zum Gelingen einer gelebten Partnerschaft bei. Hans war im Ort präsent, ging gerne täglich auf einen Kaffee und natürlich auf ein gutes Glas Wein zu den Heurigen. Speziell in seiner Alpenverein-Wandergruppe, hatten seine Freunde hautnah miterlebt, wie schlecht es ihm bereits ging und jeder hatte nach der schrecklichen Diagnose, mit Hans mitgelitten und gehofft. Leider hat eine höhere Macht entschieden, daß der irdische Weg für unseren Hans nun vorbei ist. 

Wie beschreibt man einen so starken Menschen wie Hans?

Er war ein Brückenbauer zwischen den Generationen. Die Jugend einzubeziehen, war ihm immer besonders wichtig. Er war ein Pionier im wahrsten Sinne des Wortes, ein Genie im organisieren, aber auch ein Mensch mit Ecken und Kanten. So konnte er stur sein bis zum abwinken und manchmal auch ganz schön laut werden, aber im Gegensatz dazu, konnte er die Tränen nicht zurückhalten, wenn bei der Schlussmesse in Mariazell gesungen wurde und  die Ehrungen begannen. Er war eine Persönlichkeit, ein gütiger Mensch und sehr gläubig.

Hans Vojtek war ein „Macher“ und die Seele der Perchtoldsdorfer Wallfahrt. Er war nicht nur der einzige, der 52 Mal mitgegangen ist, nur 2017, bei der 51. Wallfahrt, musste er aus gesundheitlichen Gründen aussetzen, er war von Beginn an der unermüdliche Motor und Organisator der Fußwallfahrt. Er organisierte perfekt, jedoch nicht aus reinem Perfektionismus, sondern aus Liebe zu und Respekt vor den Menschen, für die er da war. Jeder Teilnehmer spürte das, auch wenn der Hans einmal die Nerven verloren hat und laut wurde.

Wie viel Arbeit in den Vorbereitungen steckt, kann nur ermessen, wer Einblick in die Teilnehmerlisten und Quartierlisten, die Kontrolllisten der Quartierlisten, das Verfahren für lückenlose Kontrolle durch Quervernetzung bekommen hat. Kein Computer half ihm allerdings beim Anfahren der Quartiere und Verhandeln über Anzahl und Preis der Unterkünfte. Eine logistische Meisterleistung war auch das Mitführen und Aufteilen des Gepäcks. Ein ausgeklügeltes System von Kennzeichnung und Checklisten (ähnlich wie bei Flugreisen) und die sorgfältige Mitarbeit der Chauffeure sorgten dafür, dass jeder Wallfahrer am Abend seinen Koffer vor der Türe seines Zimmers vorfand. Und wenn es trotzdem vorkommen sollte, dass ein Koffer nicht da war, dann ist der Hans persönlich bis spät in die Nacht herumgefahren, um ihn zu suchen. Denn einen unglücklichen Wallfahrtsteilnehmer durfte es einfach nicht geben!

Als der Ältere von zwei Geschwistern wuchs Hans in den schwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahren bei der Mutter in Perchtoldsdorf auf. Der Vater war in den letzten Kriegstagen gefallen und die Mutter – plötzlich alleine mit den beiden Kindern – fand als eines von sechs Kindern einer Weinhauerfamilie Rückhalt in ihrer großen Familie und als gläubige Frau viel Trost in der Religion. Die mütterliche Liebe und die gläubige Erziehung legten sicher den Grundstein für Hans späteres Wirken in der Gemeinschaft.

Neben der Wallfahrt organisierte er viele Jahre die jährliche Pfarrfahrt und viele sonstige Veranstaltungen und Feste. Der Höhepunkt dieses Wirkens für die Pfarre war die Verleihung des päpstlichen Ordens „Pro Ecclesia et Pontifice“, der ihm 2002  von Kardinal Dr. Christoph Schönborn feierlich überreicht  wurde. Welche Freude, dass seine Mutter das noch erleben durfte.

Als gelernter Gärtner lebte er in der Natur und für die Natur. Das Organisieren hatte er in den Jahren als Pionier in Melk gelernt – vor allem das Brückenbauen! Waren es hier die Behelfsbrücken über die Donau, so konnte er dann in seiner Tätigkeit beim Bauamt Perchtoldsdorf viele Brücken zu den Menschen schlagen. Bei der Kanalisierung von Perchtoldsdorf lernte er fast jeden Perchtoldsdorfer kennen und die Perchtoldsdorfer lernten ihn schätzen.

Als Jugendwart des Alpenvereins organisierte er die erste Wallfahrt 1967, als Tourenwart und geprüfter Tourenführer des ÖAV führte er unzählige Gruppenwanderungen und mehrwöchige Wanderreisen durch ganz Europa, darunter fünfmal auf dem Jakobsweg von den Pyrenäen bis zum Atlantik. Beliebt und immer ausgebucht waren seine Touren, denn sie versprachen volles Erlebnis ohne Risiko, in einer liebevollen Gemeinschaft.
Hans wusste, was für die Gruppe gut war. Hans wusste, was für die Menschen gut ist! Die Liebe zur Natur und zu den Menschen machte ihn zum begnadeten Führer.

Als es nach der 50. Wallfahrt die Agenden an ein Organisationsteam übergab, half er noch persönlich mit und unterstützte alle mit Rat und Tat. Seine letzten beiden Wallfahrten konnte er dann richtig genießen, ohne den ständigen Druck der Verantwortung zu spüren, der bei so einer riesigen Aufgabe unweigerlich entsteht. Er konnte zufrieden auf sein Lebenswerk „Fußwallfahrt“ zurückblicken und sah freudig, dass es weiterging.

Nun hat Hans seinen irdischen Weg beendet, hat seine letzte große Wallfahrt angetreten und hinterlässt eine riesengroße Lücke. Unser ganzes Mitgefühl gilt seiner Familie.

„Du hast viele Spuren in unseren Herzen hinterlassen.
Wir sind dankbar für jeden Moment, den wir mit dir verbringen durften.“

Buon Camino Hans, wir werden dich vermissen!
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Hier ist ein Abschied,
dort ein Wiedersehen.

Hier ist ein Fortgehen,
dort ein Heimkehren.

Hier ist ein Ende,
dort ein Neubeginn.

Hier ist ein Erlöschen,
dort ein Wiederaufstrahlen.

Hier ist ein Sterben,
dort ein Erwachen zum Ewigen Leben.

Foto Copyrights: Privat, Biggi Kempter, Manuela Dona