Impuls Tag 1 Solidarität

Impuls Tag 1 Solidarität

Liebe Wallfahrer-FreundInnen!

Vor einiger Zeit rief mich Martina an und kündigte unumwunden ein „Attentat“ an. Sie bat mich, einen Impuls für die heurige Wallfahrt zu gestalten, das Motto der gesamten vier Tage laute „Solidarität“ und man(n) könne seiner Fantasie freien Lauf lassen.

Ich dachte nicht lange nach und sagte zu. Die Fragen und Zweifel kamen aber kurz danach. Zunächst wurde mir erst so richtig bewusst, dass wir heuer aufgrund der weltweit nach wie vor kursierenden und sich auch gefährlich wandelnden Corona-Pandemie bereits zum zweiten Mal nicht, wie die 53 Jahre zuvor, gemeinsam von Perchtoldsdorf nach Mariazell unterwegs sein werden.

Wie umfassend der Begriff der Solidarität aber tatsächlich ist, wie viele Lebensbereiche davon berührt werden (können) und wie aktuell gerade in der heutigen Zeit, ist im Rahmen der Vorbereitung dann deutlich geworden.

Gerade jetzt erleben wir weltweit, was Solidarität bedeutet bzw. bedeuten sollte. Niemand hätte sich jemals vorstellen können, was eine Pandemie wie Corona uns allen abverlangt. Täglich bekommen wir aufgrund der zur Verfügung stehenden Technologien und Medien in Echtzeit Bilder und Informationen aus der ganzen Welt ins Wohnzimmer geliefert, die unsere Vorstellungskraft manchmal über alle Maßen strapazieren, ja oft auch übersteigen. Wir in Österreich fragen uns ständig, wie lange es noch dauern wird, bis wir es hinter uns haben… doch nicht allen dürfte tatsächlich auch bewusst sein, dass das von jedem einzelnen von uns abhängt. Jeder muss seinen/ihren Beitrag leisten, damit es wieder besser werden kann. Gerade jetzt, wo unvorstellbare Zustände in Indien oder der Brand in einem Krankenhaus in Bagdad mit tragischen 80 Todesopfern in den Nachrichten zu uns gelangen, relativiert möglicherweise die Sichtweise der Menschen in Mitteleuropa über die dort herrschenden Zustände, zeigt aber gleichzeitig auf, dass in dieser Situation sogar „Erzfeinde“ wie Pakistan für Indien Hilfslieferungen zusichern.

 

Braucht es Katastrophen, damit wir wieder solidarisch(er) werden?

Braucht es eine Pandemie, die Erderwärmung, den Klimawandel, CO2 –Emissionen, Diskussionen über den ökologische Fußabdruck, den Fleischkonsum…. was hinterlassen wir den nächsten Generationen… und vieles mehr, um sich der Wichtigkeit von Solidarität bewusst zu werden?

Solidarität per Definition, die gegenseitige Unterstützung und Hilfe, von Eigeninteressen absehen, im Vertrauen auf Wechselseitigkeit… sollte eigentlich selbstverständlich sein. Und doch hat man den Eindruck, dass die Gesellschaft immer weniger solidarisch agiert und einzelne immer egoistischer werden…. Ich hoffe, ich täusche mich.

Fragt man im Freundes- und Bekanntenkreis, was zum Begriff Solidarität assoziiert wird, kommt ein breites Spektrum, von der politischen Bewegung solidarnosc in den 1980er Jahren in Polen über die fridays for future-, oder die black lives matter-Bewegung bis zu den nationalen oder internationalen Hilfskampagnen, wie Nachbar in Not und ähnliches.

Menschen tragen Verantwortung füreinander….. Ob im Kleinen oder im ganz Großen.

Wenn ich mich an meine erste Wallfahrt erinnere, dann denke ich sehr gerne daran zurück, dass ich auf jedem Stück des Weges Gefährten fand, die mich in meiner Unerfahrenheit an die Hand nahmen, mich etappenweise begleiteten und mich schließlich auch ans Ziel führten. Von Anbeginn an spürte man gelebte Solidarität in einer Gruppe, die sich zusammensetzte aus ca. 250 Personen unterschiedlichen Alters, Berufen, alle per Du und offen für Gespräche, gemeinsame Gebete und den gemeinsamen Weg nach Mariazell. Nicht zu vergessen die Begleitfahrzeuge, die liebevolle Versorgung bei den Stationen für Blasen- und sonstige Probleme und die logistische Meisterleistung des Gepäcktransports.

Den Anstieg auf den Unterberg habe ich in den darauf folgenden Jahren nie wieder mit so einer Leichtigkeit geschafft, wie im ersten Jahr, als mir Sepp zur Seite gestanden war. Er passte sein Tempo ganz selbstverständlich meiner Kondition an, übernahm quasi aufs Stichwort das Reden, wenn ich außer Atem und dazu nicht mehr in der Lage war, hielt kurze Verschnaufpausen ein, damit ich mich wieder erfangen konnte und munterte mich mit einem Augenzwinkern auf, auch wenn ich etwas frustriert zur Kenntnis nehmen musste, dass mich doppelt so alte rüstige PensionistInnen einfach überholten und trug mich so quasi den Unterberg hinauf.

Ich hoffe von ganzem Herzen und bin zuversichtlich, dass wir im Jahr 2022 wieder gemeinsam auf dem Weg sein werden und uns im klaren sind, dass wir jeden Tag Solidarität leben und dadurch vieles bewirken können.

Ohne Solidarität ist ein Leben und vor allem ein christliches nicht vorstellbar!

Sandra Böck



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Geht mit uns den geplanten Weg in Gedanken und im Gebet. Wir ziehen zur Mutter der Gnaden.
Donnerstag, 29.4.2021
Bericht von der Fußwallfahrt 2019:

– 5.30 Uhr Beginn unserer Fußwallfahrt mit einer Hl. Messe in der Pfarrkirche Perchtoldsdorf.
Ich habe praktisch nicht geschlafen, aber die allgemeine Aufregung hat mich munter gemacht. Vorstellung des Organisations-Teams, es folgen eindringliche Anweisungen, die alten Kofferanhänger zu entfernen und beim Austreten den Rucksack am Wegesrand stehen zu lassen, damit das Schlusslicht weiß, dass noch wer im Wald seine Morgentoilette nachholt. Wie immer werden die Letzten so um den Schlusssegen herum antanzen und verzweifelt nach Ihren Kofferanhängern Ausschau halten. Wenigstens sind noch die vom Vorjahr drauf, da kann ja nichts passieren. Während über das ganze Kirchenbergl verteilt Autos, Koffer und Taschen stehen und fröhliche Wiedersehen gefeiert werden, laufen die Ersten schon schnellen Schrittes Richtung Salzstanglwirt dem Frühstück entgegen! 

– 6.30 Uhr Wanderung zur Kugelwiese, Registrierung und endlich frühstücken!
Die Messe hat alle gestärkt und deshalb ist die erste Etappe logischerweise besonders geprägt davon, sich gegenseitig die Kondition abzuchecken. Wie junge Fohlen, die im Frühling das erste Mal auf die Weide dürfen, ist der erste Abschnitt der Wallfahrt geprägt von wildem Galopp in Richtung Kugelwiese. Die Jungen drängeln und die Alten meckern, daß die sich schon noch wundern werden, denn eine Wallfahrt ist lang.

– Ankunft Salzstanglwirt auf der Kugelweise:
Erst mal die Registrierung, leider haben ca. 50% die Namensschilder vergessen und wie immer gibt es 2 Schlangen. Die erste beim Kaffee holen und die Zweite dann vor dem WC. Dort werden auch noch welche stehen – beim Kaffee und beim WC – wenn die Andacht schon begonnen hat.

– Morgenandacht  beim Wallfahrerkreuz.
Endlich eine Begrüßung mit kurzer Andacht und schon startet die erste Rosenkranz-Wanderung in Richtung Sittendorf. Während die Einen beten, wollen die anderen tratschen und so gibt es abwechseln Ruhe, Ruhe- und nicht so schnell-Rufe. Natürlich sind auch hier schon einige vorausgeeilt, denn in Füllenberg wartet eine Sauermilch und ein zweites Frühstück im Kastaniengarten. Wenn der Rosenkranz zu Ende ist löst sich die fromme Schar rasch in viele kleine Gruppen auf. Endlich Zeit sich über das vergangene Jahr auszutauschen.

Wie gesagt, kurze Rast in Füllenberg bis das Schlusslicht die Party auflöst und weiter Richtung Heiligenkreuz und Mayerling. Danach dann der Straßenhatscher oder der schöne, aber viel weitere Wanderweg am Hang entlang, nach Maria Raisenmarkt, wo im Feuerwehrhaus Gemüsesuppe, Schnitzel, Würstel und Kaffee und Kuchen und die Sanität auf die Pilger wartet.

Ca. 14:00 Uhr bzw. nach dem Mittagessen. Nachmittagsandacht in der Kirche.

Nach der Andacht dann die offizielle Verteilung auf die Quartiere, die aufgrund der schlechten Akustik in der Kirche immer besonders spannend ist. Anschließend bricht vor der Kirche das Chaos aus. Obwohl das Team mit Rat und Tat bereit steht, dauert es gefühlt ewig bis jeder seine Gruppe gefunden hat. Ich versteh bis heute nicht wie es klappt, dass alle in ihre Gruppe und somit in das wohlverdiente Quartier und zu Ihrem Gepäck kommen.

Aber irgendwann ist es soweit und es beginnen die Wanderungen  zu den einzelnen Quartieren im Raum Weißenbach/Furth.

Den Abend verbringen alle in Ihren Quartieren, bis zeitig früh, je nach Standort zwischen 4:00 und 5.00 Uhr, die Wecker zum Frühstück läuten. Die Hähne schlafen noch tief und fest!

Fotos: Privat, Verein der Freunde der Fußwallfahrt, Biggi Kempter, Shutterstock, Depositphotos