Impuls Tag 2

Impuls Tag 2

Die Sehn-Sucht des Pilgers!

Leben heißt unterwegs sein, allein und mit anderen, ein Ziel vor Augen haben, müde werden und rasten, immer wieder neu aufbrechen und nicht stehenbleiben.

Der Weg ist das große Bild unseres Lebens. Wir begreifen uns als Menschen auf dem Weg, denn unser ganzes Leben ist Bewegung auf ein Ziel hin. Wir sind auf dem Weg. Manchmal sind wir auch anderen ein Weg, sei es durch unser Vorbild oder durch unsere Begleitung.

Nach meiner ersten Wallfahrt dachte ich – Nie wieder! Ich war körperlich erschöpft, hatte die Füße voller Blasen und schien als ganzes ungeeignet solche Distanzen zu Fuß zurückzulegen. Und irgendwie war da eine Enttäuschung. Ich hatte so viel über das Erlebnis der Gemeinschaft dieser Fußwallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell gehört, daß ich mich dauernd frage: „Wo ist es nun dieses Gefühl von dem alle reden? Warum habe ich es nicht erfahren?“

Heute weiß ich, daß ich den Weg falsch angelegt hatte. Ich war so damit beschäftigt, die Wallfahrt so zu gehen, wie ich glaubte, dass die anderen es von mir erwarte würden. Durch meine körperlichen Schwierigkeiten, hatte ich kein Auge und keine Energie für das wesentliche Drumherum. Die Andachten konnten mich nicht erreichen, die Messen nicht stärken und die anderen Wallfahrer pilgerten nicht mit mir, sondern um mich herum. Da ich mich dem Erlebnis Wallfahrt nicht ganz hingeben konnte, hätte ich ebenso gut alleine gehen können. Im Nachhinein haben viele zu mir gesagt, sie wollten mich nicht ansprechen, weil ich so schüchtern wirkte.

Impressionen vom Weg!

Glücklicherweise bin ich dann ein Jahr später doch wieder mitgegangen. Diesmal, mit meiner Schwester an meiner Seite, war ich trotz Blasen locker und offen und plötzlich erlebte ich den Weg ganz neu und vor allem brannte da dieser besondere Spirit. Ich nahm mir die Zeit zu plaudern, Leute anzusprechen und angesprochen zu werden. Der Rosenkranz, den ich normalerweise als monoton und langweilig empfand, tat mir plötzlich gut, weil ich Zeit hatte durchzuatmen und langsam zu gehen. Ich hatte mich dem Weg geöffnet und damit auch denen, die auf ihm wanderten. Ich bin sehr froh, daß mir das gelungen ist, denn viele wertvolle Gespräche, Erinnerungen und Freundschaften sind mir von meinen bisherigen Wallfahrten geblieben. Vor allem aber eine Sehnsucht!

Pilgern machte mich süchtig!

Machte mich sehn-süchtig!

Sehnsüchtig nach dem Weg!

Sehnsüchtig nach der Wegerfahrung!

Sehnsüchtig nach der Weggemeinschaft!

Die Fußwallfahrt ist für mich das Gehen von Wegetappen, auf denen der Glaube mich „trägt“, auf denen ich meinen Glauben mit mir trage. Ich trage eine Sehnsucht nach dem Ziel in mir und mit jeder Wallfahrt ist auch die Hoffnung verbunden, einmal endgültig mein Ziel zu erreichen. Bis es so weit ist, hoffe ich, dass wir noch oft gemeinsam nach Mariazell pilgern werden.

Bleibt süchtig – sehn-süchtig!

Bis nächstes Jahr bei der 54. Wallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell!

Ich freue mich auf Euch!
Manuela Dona

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Freitag, 1.Mai 2020 

Geht mit uns den geplanten Weg in Gedanken und im Gebet
Wir ziehen zur Mutter der Gnaden

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Eine Wallfahrerin erzählt:

– Je nach Quartier  4:30-5:00 Uhr Tagwache
Unmenschlich frühes Frühstück und Transfer zum Gasthof Auerhahn. Kaum aus den Bussen geschmissen, beginnt noch in der Dunkelheit, der Fußmarsch zum Eingang der Steinwandklamm. Beim Gasthof Reischer noch schnell einen Kaffee getrunken, bis alle wieder beisammen sind. Die Blasenschwestern haben Hochbetrieb beim verarzten. Der Wirt und sein Sohn sind, trotz früher Stunde, immer gut gelaunt. Danke dafür! Dann kehrt wieder Ruhe in die große Gruppe ein, denn um ca. 6:30 Uhr startet die Andacht.

Es ist immer wieder verblüffend, wie rasch ein Gebetskreis Ruhe in eine, noch eben laut lachende, lärmende Horde Wallfahrer bringen kann. Heute ist ein langer Tag und so starten wir gleich nach der Andacht den Weg durch die Steinwandklamm zum Karnerwirt. Die Steinwandklamm am frühen Morgen ist immer ein besonderes Erlebnis. Während die einen über die Forststraße wandern, marschieren die anderen in Richtung der Stege, bewundern die allgegenwärtigen Feuersalamander und die Jungend kraxelt über die Leitern zum Türkenloch. Fröhliches Geplauder und Vogelgezwitscher überall.

9.00 Uhr Hl. Messe, Frühstück
Besonders wenn die Sonne scheint, ist die Heilige Messe neben dem rauschenden Bach ein Highlight. Es wird viel gesungen und etliche der Altwallfahrer kommen, um die Messe hier mitzuerleben und ihre Sehnsucht nach der Wallfahrt abzustreifen. Im Anschluß an die Messe wieder großes Sammeln zum Rosenkranz. Wie immer dauert es ein Weilchen bis alle bereit sind und es losgeht.

10.00 Uhr Rosenkranz-Wanderung zum Fuße des Unterbergs.
Wie eine lange Schlange zieht sich die Gruppe in 2er-Reihe auf der Straße zum Unterberg und wir ernten erstaunten Gesichter der Autofahrer, die sich über unsere große Gruppe wundern. Beim Schranken dann, kurze Rast und Sanitätspause für die Blasengeplagten und wir nehmen den Unterberg in Angriff.

Es gibt gefühlte 1000 Wege auf den Unterberg und die ganz Schnellen hirschen über die senkrecht anmutende Schipiste der Mittagspause auf dem Unterbergschutzhaus entgegen. Dort warten schon die legendären bayrischen Weißwürstel mit den Laugenbrezn auf die hungrige Pilger. Weiter gehts hinunter nach Gries und wieder nach Rohr im Gebirge. Bei schönem Wetter kein Problem, aber wenn es blitzt und donnert oder der Schnee liegt, kann der Abstieg schon eine ganz schöne Aufgabe sein.

15.00 Uhr Kirtag im Stadl beim Gasthaus Kaiser Franz Josef.
Im Gemeindestadl ist schon alles für den Kirtag vorbereitet. Es gibt Freibier vom Bürgermeister, Kuchen und Kaffee. Am Programm stehen, wie immer, unsere Wienerfelder, die uns seit vielen Jahren mit ihren kreativen und lustigen Beiträgen verwöhnen und erfreuen. Oft entstehen diese Beiträge erst auf der Wallfahrt und so werden auch tagesaktuelle Geschehnisse und Hoppalas verarbeitet. Es werden Witze erzählt oder noch eine Ehrung vorgenommen und dann kommt der große, oft zu Tränen rührende Abschluss.  Alle fassen sich an den Händen und singen gemeinsam „wahre Freundschaft“. Kaum sind die Tränlein getrocknet, beginnt die Verteilung und der Bustransfer zu den Quartieren. Ein langer Tag geht zu Ende und es werden noch zwei weitere folgen. Ob die Wienerfelder auf der Wallfahrt überhaupt schlafen, ist nicht genau überliefert, aber ihr Singen schallt noch lange in die finstere Nacht!