Solidarität – im Kleinen und im Großen
Wird jemand als solidarisch beschrieben, so entsteht in mir das Bild eines guten, hilfsbereiten Menschen, der sich einsetzt, wo es Not zu lindern gibt, wo Hilfe notwendig ist – im Kleinen und im Großen. Eine Eigenschaft, eine Haltung. Ist diese angeboren, jedem eigen? Immer wieder hinterfrage ich mich diesbezüglich selbst. Und da fällt mir spontan die Frau in Sopron ein – es ist Jahrzehnte her – , die mich vor einer Bäckerei um etwas Geld für ein Stück Brot bat. Ich lief einfach weiter, gab nichts. Ihr Blick verfolgt mich bis heute. Ich spürte sofort, das war schlecht, ging zurück. Aber ich fand sie nicht mehr. In Israel wieder wurde in mir unbewusst Solidarität, mit Mut und Einsatz , entfacht. Als Zeugin erniedrigender Handlungen an Palästinensern schlug ich mich automatisch auf die Seite der Unterdrückten, Schwächeren. Es war mir, als würde ich Ungerechtigkeit und Leid am eigenen Leib erfahren. Solidarität wohl mit Einzelnen, deren Schicksal ich mit erlebte, hinter denen aber ein ganzes Volk stand.
Ich glaube, dass Solidarität gleichsam das Hineinsterben in den anderen erfordert. Keine Frage. Ich unterscheide zwischen einer weiteren und einer hautnahen Solidarität, dem Ausfüllen eines Spendenerlagscheines im Katastrophenfall bis hin, dass ich jemanden, der sich gerade in einer verzweifelten Situation befindet, zum Mittagessen einlade. Auch Freude, Erfolge mit mir gar nicht so nahe stehenden Menschen zu teilen, bezeichne ich als solidarisch. Alle Nuancen der Solidarität haben einen Ausgangspunkt – Liebe. Liebe zum Leben, zu sich selbst, zum Nächsten. „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst“ steht in unserer Bibel an erster Stelle.
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Geht mit uns den geplanten Weg in Gedanken und im Gebet. Wir ziehen zur Mutter der Gnaden.
Donnerstag, 2.5.2021
Bericht von der Fußwallfahrt 2019:
Um 4.00 Uhr Aufstehen, Frühstück
Letzter Tag und kürzeste Strecke, aber an das frühe Aufstehen werde ich mich wohl nie gewöhnen. Ich verstehe nicht, wie man um 4.oo Uhr früh Freude an einer Buttersemmel empfinden kann, aber es sei jedem gegönnt, der dies doch tut. Gleich nach dem wortwörtlichen Frühstück werden wir in Bussen nach St. Ulreich gebracht. Dort beim eiskalten Bach startet um ca. 5.45 Uhr die Rosenkranz-Wanderung zum Hubertussee. Anstrengende Tage liegen hinter uns und doch geht es flotten Schrittes, mit Freude im Herzen, Mariazell entgegen. Von Zeit zu Zeit verschwindet einer der Pilger im Dickicht und versucht seine Verdauung in geregelte Bahnen zu bringen. Wie anstrengend das sein kann, wird vielen erst auf der Wallfahrt bewusst.
Wir laufen bei Dunkelheit los, nehmen die Dämmerung in vollem Marsch mit und treffen bei Sonnenaufgang beim Hubertussee ein. Der See liegt wie der Spiegel unserer weit offenen Seelen vor uns. Mal Sonne, mal Regen, mal Nebelschwaden und dampfendes Wasser.
8:00 Uhr Andacht in der Bruder Klaus-Kapelle.
Wie immer, ist es in der Bruder Klaus Kapelle kalt, das WC ist vergesperrt, aber unser Singen erwärmt die Herzen und die letzten 10 Kilometer durch die Walster in das Halltal zum Kreuzberg, werden fröhlich schwatzend in Angriff genommen. Winkt die Statue von Kaiser Franz Josef auf der Pirsch (… oder muss er nur aufs Klo?) ist es nicht mehr so weit, wie es schon war. Immer schneller wird der Menschenzug und schließlich ist der Fuß des Kreuzbergs erreicht.
9.45 Uhr Sammeln vor dem Kreuzberg, gemeinsamer Einzug nach Mariazell.
Nach der Kaffee- und ebenso wichtigen WC-Pause beim Gasthaus Weintraube, wird der Flohhaufen erst mal in Reih und Glied gestellt und dann nehmen wir den Kreuzberg mit geschmücktem Wallfahrerkreuz in Angriff. Wie eine lange bunte Schlange, zieht sich unsere Gruppe den Berg hinauf, zum „luckerten Tor“. Jedes Jahr die selben Spässchen beim Tor, denn die Legende sagt, wer gemeinsam durch das Tor geht, heiratet im nächsten Jahr. Ab dem luckerten Tor, ziehen wir, gemeinsam Marienbilder singend, nach Mariazell ein. Alle geben ihr Bestes und doch klingt es etwas verzerrt, wenn man an der langen Menschenreihe entlangfährt. Beim ersten Anblick der Basilika-Türme, übermannt den Einen oder Anderen die Rührung. Autos bleiben stehen und Menschen wundern sich über den Auflauf. Dann ist es endlich soweit, wir stehen in einem Kreis vor der Basilika und Josef spricht ein paar Worte zur Ankunft. Die Dankbarkeit und Müdigkeit tut das Ihre – die ersten Tränen fließen und sie werden auch nicht so schnell versiegen.
10.45 Uhr Hl. Messe im Pfarrsaal.
Dann mäandert sich die Schlange in den Pfarrsaal und die Wallfahrer treffen mit großem Hallo auf die, mit dem Auto nachgekommenen, Altwallfahrer. Die Schlußmesse ist immer sehr schön und tränenreich. Vier Tage haben wir gebetet, uns körperlich strapaziert, Wünsche, Bitten oder Dank und Freude mit uns getragen. Nun öffnen sich alle Schleusen der Gefühle. Bei den anschließenden Ehrungen, kann man sich mal wieder wundern, wie oft einige schon diese Strapazen auf sich genommen haben.
Anschließend tauchen wir ab in Mariazell. Einige verschwinden in den Gasthöfen auf ein Gulasch und ein Bier oder beim Pirker auf ein Eis und Lebkuchen kaufen als Mitbringsel für die daheim.
15.30 -16.00 Uhr Andacht und Verabschiedung vor dem Gnadenaltar
Bei der Verabschiedung beim Gnadenaltar packt es mich jedesmal emotional. Die müden Pilger vor der kleine Madonna in dem riesigen glänzenden Drumherum und das wunderschöne Singen – das Mariarufen! Ich könnte mich verlieren in diesem Gesang. Er hebt mich hinauf zur Decke der Basilika und lässt mich dort eine Runde drehen. Dann läutet in einem der Rucksäcke, gut hörbar, ein Handy! Dann ist auch diese Andacht vorbei und wir strömen zum Busbahnhof und werden zurück nach Hause gebracht.
Ca.19.00 Uhr Ankunft in Perchtoldsdorf, Einzug der Wallfahrer und Schlussandacht in der Pfarrkirche.
Einmal gehts noch und wir nehmen Aufstellung am Kirchenbergl. Stolz, mit dem Tragekreuz voran, ziehen wir gemeinsam in die Pfarrkirche ein und erleben die letzte Andacht für diese Wallfahrt. Wehmut mischt sich mit Dankbarkeit und bereits aufkeimender Sehnsucht. Dann ist es soweit, wir fallen uns in die Arme und schwören uns auf die nächste Wallfahrt ein. Es wird noch ein Weilchen dauern, bis die letzten „bis nächstes Jahr-Rufe“ verklungen sind. Und einige haben doch tatsächlich noch immer nicht genug und marschieren frohen Mutes zum Heurigen Meyer in der Brunnergasse und verlängern die Wallfahrt noch um ein Schnitzel und ein Achterl Perchtoldsdorfer Wein!
Bis nächstes Jahr bei der 54. Wallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell von 29.4.-2.5.2021!
Wir freuen uns auf Euch!
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Fotos: Privat, Verein der Freunde der Wallfahrt von Perchtoldsdorf nach Mariazell, Biggi Kempter, Dona Grafik Design, Shutterstock, Depositphotos